Elfenbeinküste: Friedenskarawane
Das Medienprojekt Peace Counts stöbert weltweit Menschen auf, die erfolgreich Lösungen aus Krisen und Konflikten erprobt haben. Die Berichte werden in Europa und den betroffenen Ländern veröffentlicht. In der Elfenbeinküste auf sehr überraschende Art und Weise.
Auf der Bühne steht Fortuné, einer der bekanntesten Schauspieler der Elfenbeinküste. Er gestikuliert, reißt Witze, rollt die Augen. Lautsprecher tragen seine Stimme weit über den Platz, auf eine riesige Leinwand werden Fotos projiziert. Mehr als 1000 Zuschauer sind zusammengekommen. Fortuné erzählt von Menschen, die Streit schlichten zwischen Nomaden und Bauern, sich für politische Gefangene einsetzen, Kriegswaisen betreuen, ehemalige Kämpfer zu Handwerkern machen.
Sein Auftritt ist eingebettet in die seit Anfang Juni reisende Radioshow „Die Friedensmacher“ („Faiseurs de Paix“), die vom landesweiten Regierungssender RTI und ehemaligen Rebellensendern insgesamt zehn Mal aus zehn verschiedenen Städten ausgestrahlt wird – die erste Kooperation der bis vor kurzem noch verfeindeten Radiostationen.
Seit Februar hat das ursprünglich deutsche Medienprojekt Peace Counts unter der Leitung des Zeitenspiegel-Reporters Tilman Wörtz und des Gründers der Agentur Zeitenspiegel, Uli Reinhardt, ein Dutzend Journalisten in der Elfenbeinküste trainiert, mit ihnen gemeinsam im ganzen Land recherchiert und anschließend an der Veröffentlichung der Ergebnisse im Radio, dem Fernsehen, Printmedien und Veranstaltungen vor Publikum gearbeitet. Getragen und finanziert wird das Projekt vom Goethe-Institut in Abidjan, außerdem durch das Preisgeld des Peter-Becker-Preises, den „Peace Counts on tour“ im Mai von der Philipps-Universität Marburg erhalten hat.
Eines der Ergebnisse ist ein Film des Berliner Regisseurs Matthias Luthardt, der „Peace Counts en Cote d´Ivoire“ dokumentiert und gemeinsam mit dem Projekt der Frage nachgeht: Wie macht man eigentlich Frieden? Peace Counts dokumentiert seit sechs Jahren Antworten auf diese Frage in den Krisenregionen dieser Welt, in der Cote d´Ivoire zum ersten Mal gemeinsam mit lokalen Journalisten.
Das Land hat einen Bürgerkrieg erlebt und die erste Präsidentschaftswahl vor sich. Die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls in die Gewalt liegt um einiges höher als nach den Präsidentschaftswahlen in Kenia im vergangenen Jahr. Vielleicht leisten aber die ivorischen „Friedensmacher“ den entscheidenden Beitrag für eine friedlich ablaufende Wahl – wenn nur genug Ivorer von ihnen hören und sich an den Faiseurs de Paix ein Beispiel nehmen.